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Meine weiteren Gedanken zur Endlichkeit/zum Tod

Ein wesentliches Merkmal der Gesellschaft in der wir leben ist die Leugnung der Endlichkeit. Am besten zeigt sich das in dem Verhalten der Medizin. Es wird nichts, aber wirklich nichts, ausgelassen, das den Tod verhindern könnte. Eine Haltung/Strategie den Tod zu akzeptieren, ihm Raum zu geben, gibt es praktisch nicht. Es ist ganz offensichtlich, woher das kommt: das Credo unseres Selbstverständnisses ist „mehr, mehr und mehr“. Sinngemäß brauche ich auch „mehr“ Lebenszeit, um all meine Wünsche zu erfüllen.

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Niemand fragt sich: “Ist jetzt der Punkt erreicht, dass es genug ist?“ Fritz Perls, der Begründer der Gestalttherapie, hat es in eine einfache Formel gegossen: „Tausend Plastikblumen machen keine Wüste blühen“.

Die Leere ist ein tragendes Element unseres Selbstverständnisses. Dazu ein selbst erlebtes Beispiel: Am Sellapass, einem der eindrucksvollsten Südtiroler Szenarien, bei strahlendem Wetter, sagt eine Frau zu ihrem Mann: „Wo sima hier - Sellapass?“ Fakt ist, sie haben nicht gesehen, wo  sie sich befanden, haben das Grandiose nicht wahrgenommen. Zu Hause werden sie erzählen: „Wir waren am Sellapass 2200m hoch“. Aber das Eigentliche ging verloren!

Die banale Erkenntnis: Ich beginne etwas, das wird auch ein Ende haben, wird konsequent verleugnet. Wir erinnern uns an Wilhelm Busch, Max und Moritz: Weh, weh, wenn ich an das Ende seh...! Der Blick auf die Endlichkeit verändert die Wahrnehmung zum Hier und Jetzt - sofort!

Dieser Mangel, nicht im Hier und Jetzt zu sein, wird von uns sehr wohl wahrgenommen und führt oft genug dazu, eine Psychotherapie zu machen. Nun gibt es sicherlich zahlreiche Herangehensweisen für dieses Problem. Allein die Gestalttherapie hat einen sehr präzisen und damit relevanten Ansatz. Sie spricht von der Existenz des Impasse, der existentiellen Engstelle. Diesen  Impasse erleben wir in unserem Leben laufend: die Geburt, der Tod, die Pubertät, diverse schwerwiegende Krisen, Krankheiten. Zwei Phänomene sind damit verbunden. Das Hindurchgehen durch den Impasse ist mit Todesangst verbunden. Das Vermeiden führt zu einer Stagnation im Leben. Dieses Hindurchgehen - mit oder ohne therapeutische Unterstützung - bringt uns dem Phänomen der Endlichkeit nahe. Allmählich erkenne ich, das Leben hat nicht nur einen Beginn, sondern auch ein Ende! 

Aber was bedeutet das nun? Im Erkennen des Umstandes, dass ich auch einmal sterben werde, bekommt der Augenblick eine andere Bedeutung. Plötzlich erkenne ich den Wert des JETZT - und ich fülle mein Leben mit Gefühlen, mit Kraft und Schönheit. Dieses „angefüllte“ Leben kann auch sterben, ich kann gehen, weil ich tatsächlich gelebt habe!

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Bilek