Kommunikationstraining für Ärzt/innen

Die Arzt-Patienten-Kommunikation ist das zentrale Element ärztlichen Handelns, sie bestimmt maßgeblich das Schicksal der Patientenkarriere und beeinflusst damit auch den Verlauf jeder Erkrankung.

Max PICARD (†1965), Arzt, Schriftsteller, Philosoph schrieb:

Der Mensch wird mehr durch das Wort als durch alles andere bestimmt“

Michael BALINT meinte pointiert:

Therapie ereignet sich weder im Arzt noch im Patienten, sondern zwischen beiden”

Maximilian GOTTSCHLICH, Kommunikationswissenschaftler an der Uni. Wien, formulierte es so:

Die kommunikative Begegnung ist ein Teil des Heilungsprozesses“


Die naturwissenschaftlich-technische Entwicklung der Medizin hat die Qualität und Wertschätzung der Kommunikation sukzessive in den Hintergrund treten lassen, gerade die Kritik an der High-Tech-Medizin, die sich wie noch nie zuvor in Grenzbereichen bewegt, zeigt zunehmend, dass der Faktor "Mensch" eine wesentlich größere Rolle spielt, als die naturwissenschaftliche Medizin angenommen hatte. Daher wird der medizinischen Kommunikation in der letzten Zeit wieder ein erhöhter Stellenwert zugemessen.

Gleichzeitig hat auch die Unzufriedenheit der Patienten mit der ärztlichen Kommunikation in den letzten Jahrzehnten ständig zugenommen, woraus sich direkte Auswirkungen auf die Compliance und die Befindlichkeit ergeben. Befriedigende Kommunikation bedeutet zum einen eine Fertigkeit und wiederspiegelt zum anderen die ärztliche Haltung, den Patienten in seiner existentiellen Not wahrzunehmen und aufzufangen.

Unser Kommunikationstraining wird in sehr kompakter Form angeboten und gewährleistet ein hohes Maß an Nachhaltigkeit. Wir arbeiten dabei mit Rollenspielen, die die Teilnehmer selbst bestreiten. Das Medium Videokamera ermöglicht eine Analyse des Prozesses in „Mikroschritten“ und macht so alle Ebenen der Metakommunikation (Gestik, Mimik etc.) sichtbar.

Durch Schulung der Wahrnehmung, Reflexion und Analyse von Übertragung und Gegenübertragung sowie durch Vermittlung kommunikationswissenschaftlicher Erkenntnisse wird den Teilnehmern die Möglichkeit geboten, ihren persönlichen Kommunikationsstil zu verbessern. Das bedeutet, dass der/die Absolvent/in des Trainings besser imstande ist, eine Vertrauensbasis zum Patienten aufzubauen, den Informationsfluss zu optimieren (Was kommt an?), die nonverbale Kommunikation wahrzunehmen und zu deuten und die heilsame Kraft des Wortes (M. Balint: "Droge Arzt") einsetzen zu können.

Seminarleitung:

Die Seminare werden von Dr. Hans Peter Bilek abgehalten, der auf eine über 15-jährige Erfahrung mit ärztlichen Kommunikationstrainings zurückblicken kann.

Kommunikationstraining wirkt:

Die weit verbreitete Ansicht, Kommunikationsfähigkeit sei eine angeborenen Gabe, stimmt nur bedingt; tatsächlich ist Kommunikation erlernbar. Leslie Fallowfield, Univ. of Sussex, derzeit sicher die weltweit führende Expertin auf diesem Gebiet, konnte in einer sehr gründlichen, prospektiv-randomisierten Studie zeigen, dass ein
videounterstütztes Kommunikationstraining für OkologInnen in der Folge die Zufriedenheit mit der Kommunikation sowohl beiden ÄrztInnen als auch bei den PatientInnen deutlich steigerte (Lancet; 359: 650-656.2002).

Ablauf des Seminars:

Das Seminar besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Im Theorieteil werden – in knapper Form – die kommunikationswissenschaftlichen Grundlagen vermittelt.
Der praktische Teil beinhaltet das Durcharbeiten von Standardsituationen (Diagnosemitteilung, Übermittlung einer infausten Prognose etc.) im Rollenspiel im Sinne eines Videotrainings; dabei nehmen die TeilnehmerInnen wechselweise die Rolle des Arztes respektive des Patienten ein. Anhand der Videoaufzeichnung wird der Vorgang analysiert und interpretiert. Dabei wird besonderes Augenmerk auf Übertragung/Gegenübertragung und nonverbale Miteilungsebenen gelegt. Neben der Bearbeitung von Standardsituationen besteht auch die Möglichkeit individuelle Fragestellungen einzubringen und im Sinne einer Supervision zu bearbeiten.
Die Teilnehmer können so ihren individuellen Kommunikationsstil reflektieren und gegebenenfalls verändern.

Empfohlene Literatur:

Gottschlich M.: Sprachloses Leid. Springer Wien New York 1998
Harris Th., A.: I’m ok-You’re ok. Avon Books 1973.
Die ersten Minuten der Arzt-Patienten-Beziehung. Meducation Foundation 1987
Fuchs H.,J.(Hg): Wege zu einer patientenorientierten Medizin. ÖÄK Verlag 2001
Reimer Ch.: Ärztliche Gesprächsführung. Springer Verlag
Zapototzky K.(Hg): Medizinische Kommunikation auf dem Prüfstand. Univ. Verlag Rudolf Trauner Band X